Dienstag, 20. Juni 2017

Zwei Gringos auf Kaffeefahrt

In Peru haben wir uns zum ersten Mal bewusst dafür entschieden, eine richtig ausgelatschte Route zu bereisen. Nicht, dass wir sonst immer sonderlich ausgefallen unterwegs sind, aber der "Gringo-Trail" ist, wie der Name schon sagt, noch mal eine andere Hausnummer ;-)

Bedient wird die Route unter anderem vom recht jungen Busunternehmen "Peru Hop", das ein bisschen wie eine Kaffeefahrt für jüngere Leute funktioniert. Man kann an jeder Station auf dem Weg bleiben, so lang man will. Zu den individuell gebuchten Zeiten wird man dann von seinem Hostel wieder abgeholt und zum nächsten Ort kutschiert.

Unterwegs zwischen den Stationen warten teils nette, teils grausige Zwischenstopps. Unser persönlicher Tiefpunkt: eine Wein- und Piscoverkostung. Aber hey, wir haben das Ganze in erster Linie als sicheren und komfortablen Transport gesehen, und der ist auch schon viel wert! Dazu waren die Mitreisenden und Guides ziemlich nett.

Auf den Überlandfahrten sieht man außerdem viel vom "echten" Peru: endlose Orangenplantagen und Kakteenfelder, Örtchen, die mit Tourismus nichts am Hut haben, Frauen mit bunten Tragetüchern und langen Zöpfen, die hart arbeitende Landbevölkerung mit riesigen Alpaka- und Lamaherden, jede Menge Tuk-Tuks, robuste Kirchen aus Sandstein und nicht zuletzt bezaubernde Berglandschaften.

Von der Küste in die Wüste auf den Berg


Die Bustour führt von Lima, wo wir drei recht kurze und Jetlag-lastige Nächte verbracht haben, zunächst in den Strandort Paracas (El Chaco). Dort haben wir ein paar Touren ins Wüstenreservat und zu den Islas Ballestas ("Galapagos für Arme") mit ihren Tausenden Seevögeln gemacht. Das an sich schöne Dorf hat uns aber auch etwas an die Padangbai erinnert, dazu gab es an Tag 2 einen ziemlich ungemütlichen Sandsturm, der den Ort beinahe lahmgelegt hat.

Ein echtes Highlight wartete dafür an der nächsten Station auf uns: der Oase Huacachina (allein schon dieser Name <3). Noch im Bus haben wir eine Strandbuggy-/Sandboarding-Tour gebucht, die ihr Geld mal so was von wert war! Erst pest man mit dem Buggy die Dünen rauf und runter, das fühlt sich an wie eine Achterbahnfahrt vor großartiger Wüstenkulisse.

An der Spitze der ersten großen Düne angekommen mussten wir erst mal schlucken, sie war so hoch und steil. Aber hilft alles nix: Board gewachst und ab ging die Post! Nach all dem Adrenalin war der Ausklang der Tour mit Sonnenuntergang über den Dünen genau richtig.

Für eine Perureise braucht man ordentlich Sitzfleisch


Nach nur einer Nacht in der quirligen (Backpacker-)Oase gings über Nazca mit dem Nachtbus weiter nach Arequipa, eine bildschöne Stadt auf 2300 Metern Höhe. Sie ist von Vulkanen umgeben. Noch besser aber: Fast vor der Haustür hat die Stadt den Cañon de Colca, der von den Gipfeln aus gemessen tiefer ist als der weit berühmtere Grand Canyon. Nach der anstrengenden Tagestour - sie ging von drei Uhr früh bis sechs Uhr abends und auf 5000 Höhenmeter! - wartete am nächsten Morgen um 5 schon wieder der Bus nach Puno am Titicacasee und schließlich der zweite Nachtbus nach Cusco!

Ab hier müssen sich auch die "Peru Hopster" selbst um alles kümmern, zum Beispiel den Zugtransport zum berühmten Machu Picchu und natürlich die Tickets. Aber alles kein Problem in dieser schönen Stadt, die voll und ganz auf Touristen eingestellt ist! Und was soll ich sagen: Seit wir alles auf eigene Faust organiseren, gefällt uns Peru gleich noch mal so gut. Vorgefertigte Routen und geführte Touren sind wohl einfach nix für uns!

In der letzten Woche hier haben wir einen Tag mit Wandern rund um den großartigen Machu Picchu zugebracht, sind zwei Mal eine der schönsten (und langsamsten!) Zugstrecken gefahren, haben in Ollantaytambo (für uns der hübscheste Ort unserer Route) Station gemacht und sind schließlich auf den 5000 Meter hohen Vinicunca raufgeschnauft, um die bunt gestreiften Regenbogenberge zu sehen. Den Rest der Zeit haben wir uns in Cusco von der doch sehr intensiven Route erholt.

Ach ja, und natürlich ist uns auch nach den recht knappen zweieinhalb Wochen hier die Zeit ausgegangen, um noch in die Nationalparks des Amazonasbeckens zu fahren. Aber alles halb so wild: Ich hoffe schwer, dass wir, was Tiere angeht, in Costa Rica auf unsere Kosten kommen werden!







Unzählige Seevögel bevölkern die Islas Ballestas


Unsere ersten Pinguine in der Wildnis <3


Fetter Pulpo-Fang :'(






Sand am ganzen Körper gehört beim Dünenboarden wohl dazu






Terrassen am Colca-Canyon


Kondore über dem Colca-Canyon in etwa 4000 Metern Höhe




Schwimmende Inseln aus Schilf im Titikakasee





 

















Gässchen in Ollantaytambo











Marktplatz in Cusco